Als semiprofessioneller Fotograf hat man regelmäßig die Anforderung, eine Auswahl der eigenen Fotos z.B. in Form von Fotobüchern oder Wandbildern vom digitalen Speichermedium in’s echte Leben zu bringen und „begreifbar“ zu machen. Ich habe in der Vergangenheit schon verschiedene Anbieter für Fotobücher getestet und auch bereits Fotoleinwände produzieren lassen. Nicht immer entsprachen die Ergebnisse meinen Erwartungen und deshalb gab es dabei auch die eine oder andere Reklamation. Ich muss allerdings sagen, dass sämtliche Anbieter sehr kulant mit Reklamationen umgegangen sind.
Nun habe ich zum ersten Mal ein Foto als Wandbild auf Alu-Dibond produzieren lassen – im Rahmen einer Testaktion von Saal Digital. Da Wandbilder auf Alu-Dibond vergleichsweise teuer sind, war meine Erwartungshaltung natürlich entsprechend hoch.
Als Format wählte ich 70 x 120 cm aus, was inkl. Verpackung und Versand mit satten 141,85 € zu Buche schlägt. Zum Vergleich: eine Produktion auf Fotoleinwand kostet im gleichen Format je nach Anbieter und Aktion zwischen 40 und 100 € weniger. Die Wirkung eines Fotos auf Alu-Dibond ist allerdings eine ganz andere, da es hier natürlich keine Leinwandstruktur gibt und das Wandbild dadurch deutlich nuancierter und schärfer wirkt. Durch die Testaktion, die an einen Erfahrungsbericht gebunden war, erhielt ich einen Gutschein in Höhe von 50 € und so wurde das ganze leichter verschmerzbar 🙂 Auf meine Bewertung hat dieser Gutschein natürlich keinen Einfluss – aber lest am besten selbst…
Als erstes wählte ich mein Wunschbild aus. Meine Wahl fiel auf ein Foto, das im April dieses Jahres auf Galapagos entstanden ist – ein Robbenbaby mit seiner Robbenmama.
Im zweiten Schritt informierte ich mich auf der Website von Saal Digital über die erforderliche Bildauflösung und war etwas erstaunt, wie hoch die Anforderungen sind: für ein Wandbild im Format 70 x 120 liegt die erforderliche Größe bei 14.197 x 8.291 Pixel – wow! Nun bietet zwar meine Canon EOS 5DS mit 50,6 Megapixel die höchste Auflösung unter allen Vollformat-DSLR, aber unter dem Strich bedeutet das dann „nur“ ca. 8.700 x 5.800 Pixel – also deutlich weniger als gefordert. Da fragt man sich schon, wer denn überhaupt Bilder mit einer so hohen Auflösung erstellen kann – zumal es noch größere Wandbildformate gibt, die eine noch höhere Auflösung erfordern. Das kann man eigentlich nur noch mit Mittelformat- oder Großformatkameras erfüllen und da sind wir dann bereits im Profibereich…
Nun lassen sich Fotos mit einer hochwertigen Bildbearbeitungssoftware (in Grenzen) auch hochinterpolieren und genau diesen Weg bin ich dann auch gegangen. Das Ergebnis überzeugte nach wie vor und nach der Wahl des Ausschnitts war das Foto auch schon bereit für den Upload.
Der Bestellprozess
Die Saal Design-Software war im Nu heruntergeladen und verlangte dann nach einem Update von Adobe Air in der Minimalversion 23.0. Also flugs ein Update angeschubst – nur brachte das leider wenig. Auch nachdem Adobe Air in der aktuellen Version 26.0 installiert war, verlangte die Saal Design-Software weiterhin beharrlich nach einem Update und verweigerte den Dienst. Saal Digital sammelte die ersten Minuspunkte und ich entschied mich zeitsparend für eine reine Onlinebestellung über die Website. Das ursprünglich als TIFF (ohne Qualitätsverluste) gespeicherte Bild mit 353 MB wandelte ich sicherheitshalber noch in eine JPG-Datei um (komprimiertes Format mit potenziellen Verlusten bei der Bildqualität), die sich dann trotz immer noch 64 MB Dateigröße problemlos hochladen ließ. Direkt nach dem Upload des Bildes erhielt ich nach einer automatischen Überprüfung das Feedback „Bildqualität sehr gut“. Nun wären an dieser Stelle noch weitere Änderungen wie z. B. eine Veränderung des Bildausschnitts oder das Spiegeln und Drehen des Fotos möglich gewesen. Da ich das Foto aber im Vorfeld ohnehin schon passend angelegt hatte, konnte ich diese Optionen einfach überspringen. Für die Bezahlung konnte ich wählen zwischen PayPal, Kreditkarte, Lastschrift oder Rechnung und nach insgesamt weniger als 5 Minuten war der Bestellprozess abgeschlossen. Unkompliziert und schnell: Pluspunkte für Saal Digital.
Gespanntes Warten auf das neue Wandbild
Bei Wandbildern auf Alu-Dibond gibt Saal Digital eine Produktionszeit von 1-2 Werktage und weitere 2-3 Werktage für den Versand an. Umso erfreuter war ich, als ich noch am gleichen Tag über einen Check des Auftrags- und Versandstatus erfuhr, dass mein Wandbild bereits produziert und auch schon versendet sei. Donnerwetter – die sind ja flugs! Vorfreude machte sich breit – und Ernüchterung folgte. Drei Werktage und ein dazwischen liegendes Wochenende später ergab die Onlineabfrage des Versandstatus bei DHL, dass das Paket zwar zum Versand angemeldet, aber noch nicht abgeholt sei. Einen weiteren Tag später erhielt ich eine Mail von DHL, in der die Zustellung für den gleichen Tag angekündigt wurde – wobei die Onlineabfrage zu diesem Zeitpunkt ergab, dass mein Paket gerade im Startpaketzentrum bearbeitet wird und keinesfalls bereits unterwegs ist. DHL ist aber offenbar in der Lage, Pakete vom Start- zum Zielpunkt zu beamen, denn es wurde tatsächlich an diesem Tag noch zugestellt 🙂 Nochmal Minuspunkte für Saal Digital – für die falsche Ansage „bereits versendet“ und für die Wahl eines Logistikpartners, der zwar groß ist, aber seine Prozesse offenbar nicht richtig im Griff hat. Unterm Strich dauerte der gesamte Prozess von der Bestellung bis zur Auslieferung 4 Werktage – was völlig ok ist – und damit erfüllt Saal Digital dann auch seine versprochene Lieferzeit und erhält deshalb trotzdem Pluspunkte.
Der erste Eindruck
Die Versandverpackung des Wandbildes war riesig (deutlich größer als das eigentliche Bild) und machte einen außerordentlich stabilen Eindruck. Das Wandbild lag sehr gut geschützt zwischen dicken Kartonagen und war zusätzlich mit einer Schaumfolie umwickelt, so dass es selbst bei unsachgemäßen Transport eigentlich ausgeschlossen ist, dass es unterwegs Schaden nimmt. Pluspunkte für Saal Digital. Und dann der erste Eindruck des Bildes: wow! Super scharf, sorgfältig verarbeitet und gar kein Vergleich zu den Leinwandbildern, die ich bereits kannte. Das rückseitige Aufkleben der mitbestellten Standardaufhängungen (klebebeschichtete Metallhalterungen) war eine schnelle Sache und kurz darauf hing das Bild bereits an der Wand.
Auf den zweiten Blick
Nachdem die erste Freude über das neue Wandbild und dessen Brillianz verflogen war, folgte der kritische zweite Blick und der sagte mir schnell, dass das Wandbild insgesamt etwas zu kalt wirkte und in den Tiefen zu wenig Sättigung hatte. Da ich bereits bei der Bildbearbeitung ein Digitalproof angefertigt hatte, um die Qualität des hochinterpolierten Fotos besser beurteilen zu können, nahm ich dieses Proof nun zur Hand, um es mit dem Wandbild zu vergleichen. Mein Verdacht bestätigte sich, wie das folgende Bild zeigt. Minuspunkte für Saal Digital.
Eines sei an dieser Stelle klargestellt: meine Kritik an der Farbwiedergabe bewegt sich auf hohem Niveau und für die meisten Betrachter sieht das Wandbild einfach top aus, da sie das zugrundeliegende Foto nicht kennen. Da ich aber einen hohen Anspruch an meine Fotos habe, muss dann bei einem Preis von rund 140,- € natürlich auch alles passen. Bei der geforderten Bildauflösung kommen für die großen Wandbilder ohnehin nur noch semiprofessionelle oder professionelle Fotografen als Zielgruppe in Frage und ich vermute mal, dass die durchweg ebenso kritisch an die Beurteilung der Qualität drangehen. Ein Fall für eine Reklamation…
Wie geht Saal Digital mit Reklamationen um?
Für die Reklamation nutzte ich zunächst das Auftragscockpit auf der Website. Nach dem Absenden meiner Reklamation gab es weder eine Bestätigungsseite noch erhielt ich eine Bestätigungsmail. Bei einem erneuten Check des Auftragsstatus war ebenfalls nicht sichtbar, dass eine Reklamation eingereicht wurde. Minuspunkte für Saal Digital. Nach vier Tagen, in denen gar nichts passierte, wiederholte ich meine Reklamation per E-Mail an den Support. Da diese E-Mail nach drei weiteren Werktagen immer noch nicht beantwortet war – Minuspunkte für Saal Digital – hakte ich erneut per E-Mail nach. Es gingen 4 weitere Werktage ins Land, ohne dass ich eine Rückmeldung von Saal Digital erhielt. In einer dritten E-Mail setzte ich daraufhin eine Frist von 3 Tagen – und siehe da: am nächsten Tag meldete sich Saal Digital und bot mir eine kostenlose Nachproduktion an. Inklusive der Wochenenden waren mittlerweile 14 Tage verstrichen und das ist nun wirklich keine Heldenleistung. Minuspunkte für Saal Digital.
Mit dem Angebot der kostenlosen Nachproduktion war die Bitte verbunden, ich möge doch bitte das ICC-Profil für Alu-Dibond verwenden, das Saal Digital auf seiner Website anbietet – das sorge für eine korrekte Bildwiedergabe auf Alu-Dibond und ermögliche in Photoshop auch ein Softproof während der Bearbeitung des Bildes. Da drängt sich die Frage auf, weshalb ich nicht bereits bei der Bestellung meines Wandbildes auf diese Option hingewiesen wurde… Minuspunkte für Saal. Aber immerhin: Saal Digital zeigt sich kulant… Pluspunkte.
Also ICC-Profil herunterladen und das Foto nochmals entsprechend bearbeiten – eine Sache von 5 Minuten und mit dem Gutscheincode für die kostenlose Nachproduktion startete ich die Bestellung erneut. Um es kurz zu machen: das Logistik-Desaster mit DHL wiederholte sich, aber damit hatte ich ehrlich gesagt bereits gerechnet 🙂
Das zweite Wandbild unterschied sich – obwohl das Softproof in Photoshop mir etwas anderes gezeigt hatte – überhaupt nicht vom ersten Wandbild. Gleiche Farbwiedergabe und zu wenig Schwarz in den Bildtiefen. Einziger Unterschied: der Stein in der rechten unteren Ecke des Bildes – und nur der – war heller. Wie auch immer Saal das hingekriegt hat, dass gezielt nur diese eine Ecke heller ist…
Das ursprünglich reklamierte Wandbild durfte ich behalten – vermutlich um die Kosten für eine Rücksendung zu vermeiden und weil Saal Digital es dann ohnehin entsorgen müsste. Und so habe ich nun zwei Wandbilder, die beide nicht zu 100 % meinen Vorstellungen entsprechen. Da ich aber keine Lust auf weitere Reklamationsschlaufen habe, finde ich mich damit jetzt einfach ab. Und wie oben schon gesagt: wer das Originalfoto nicht kennt und auch nicht meine Qualitätsansprüche hat, der findet das Wandbild eigentlich super.